Gefahren

Meteorologische, gravitative und tektonische Gefahren

Folgende Gefahren sind zu unterscheiden:

  • Meteorologische Gefahren (Sturm, Hagel, Trockenheit, Kältewelle, Blitzschlag)
  • Gravitative Gefahren (Hochwasser, Rutschungen, Murgang, Steinschlag, Lawinen)
  • Tektonische Gefahren (Erdbeben)

Die gravitativen Gefahren weisen eine ausgeprägte Standortgebundenheit aus. Bereiche mit hoher Gefährdung und ohne Gefährdung liegen oft nahe beieinander. Den gravitativen Gefahren kann ausgewichen werden, was bei den klimatischen und tektonischen Gefahren nur in einem viel geringeren Mass zutrifft. Wo sich die durch gravitative Gefahren gefährdeten Gebiete befinden, zeigen die Gefahrenkarten.

Sturm ist Wind mit einer über 10 Minuten gemittelten Geschwindigkeit zwischen 75 und 117 km/h. In der Beaufortskala wird er mit Windstärke 9 - 11 bezeichnet. Als Orkan, Windstärke 12, wird Wind mit einer Geschwindigkeit von über 118 km/h bezeichnet.

Auch Föhnstürme und Gewitterböen können Orkanstärke erreichen. Wirbelwinde (Tromben, Tornados und Windhosen) haben ein schlauchförmiges Aussehen. Die Windgeschwindigkeiten erreichen im Extremfall mehrere hundert Kilometer pro Stunde. In der Schweiz ist jedes Jahr mit durchschnittlich 1 - 5 Tornados, hauptsächlich im Jura und in der Nordschweiz, zu rechnen.

Schäden an Gebäuden werden durch die kurzzeitigen (wenige Sekunden dauernden) Böenspitzen verursacht. Die Einwirkung ist umso stärker, je grösser die Geschwindigkeit dieser Böenspitzen ausfällt und je besser die Eigenfrequenz des Gebäudes mit dem energiereichen Frequenzinhalt des Windes übereinstimmt.

Es sind vor allem die Sogkräfte, welche die Ursachen von Schäden an Gebäuden darstellen. Der Anprall von fliegenden Trümmerteilen stellt eine weitere Einwirkungsart bei Sturm dar.

Als Hagel bezeichnet man den Niederschlag von Eisbrocken mit einer Grösse ab 5 mm Durchmesser. Im Durchschnitt besitzen Hagelkörner einen Durchmesser von 10 - 15 mm, sie können jedoch in seltenen Fällen wesentlich grösser (bis 50 mm) sein.

Bei einem kleineren Durchmesser als 5 mm spricht man nicht von Hagel, sondern von Graupel. Hagel entsteht in Gewittern. Diese können sich grundsätzlich zu jeder Tages- und Jahreszeit entwickeln. Im Sommer und spät am Nachmittag ist die Wahrscheinlichkeit für Gewitter und somit auch für Hagel jedoch am grössten.

Die Einwirkung durch den Hagelschlag ist umso heftiger, je grösser der Durchmesser und je kantiger die Form der Hagelkörner sind. Ist der Hagel von Sturm begleitet, so sind neben dem Dach auch die Fassaden von der Einwirkung betroffen. Ist der Hagel durch Starkregen begleitet, so kommt es zu Überschwemmungen infolge der Verstopfung der Entwässerungseinrichtungen.

Trockenheit bezeichnet einen Zustand, bei dem das zur Verfügung stehende Wasser den Bedarf von Pflanzen und Menschen nicht ausreichend decken kann. Der Bedarf ist von Region zu Region sehr verschieden und normalerweise dem langjährigen Angebot angepasst. Trockenheit kann bei langandauerndem Hochdruck über einer Region entstehen.

Diese Wetterlage kann einen klaren, wolkenlosen Himmel bewirken. Niederschlag fällt in diesem Fall nur selten oder gar nicht. Böden, die Wasser langfristig speichern können, werden seltener durch Trockenheit bedroht. Auch die Tiefe und das Vorhandensein von Grundwasservorkommen beeinflussen die Entstehung von Trockenheit.

Eine üppige Vegetationsdecke schützt den Boden vor dem Austrocknen. Bei anhaltender Trockenheit zeigen Pflanzen Wassermangelerscheinungen: sie stellen das Wachstum ein, lassen Blätter und Früchte fallen, verfärben sich und vertrocknen schliesslich. Dies kann bei landwirtschaftlichen Kulturen zum Ausfall von Ernteerträgen und Weiden führen.

Trockenheit kann durch Windverwehungen oder Abschwemmungen zu Bodenerosion führen. Weiter führt das Austrocknen des Bodens zu Schwundrissen, wobei sich das Bodenvolumen verringert. Bei Belastungen des Bodens kann es zu Setzungen kommen, welche zu Schäden an Gebäuden führen können.

Mit Kältewelle bezeichnen wir einen ungewöhnlichen Temperatureinbruch, der durch das Heranführen einer Kaltluftmasse verursacht wird. Eine Kältewelle entwickelt sich, wenn grossräumig Kaltluft herangeführt wird. In Mitteleuropa beispielsweise geschieht dies bevorzugt während den Wintermonaten, wenn kalte Luftmassen vom Pol oder von Osten heran transportiert werden.

Aufgrund der abgeschwächten oder fehlenden Sonneneinstrahlung sammelt sich dort in den kurzen Herbst- und Wintertagen vermehrt kalte Luft an. Es baut sich ein grosses, kontinentales Reservoir an Kaltluft auf. Bei Wetterlagen wie Nordstau oder Bise können diese Kaltluftmassen nach Mitteleuropa gelangen und einen extremen Temperaturrückgang bewirken.

Innerhalb von wenigen Stunden kann das Thermometer um mehr als 10 °C fallen.

Es sind überwiegend die Begleiterscheinungen von Kältewellen, die Schäden verursachen. Heftiger Schneefall kann ein Verkehrschaos auslösen. Bei unangepasster Fahrweise entstehen Unfälle, die Menschenleben kosten können. Eisregen kann Eisbruch an Bäumen und Telefonleitungen bewirken.

Eine starke Erwärmung mit Lufttemperaturen über 30°C, die mehrere Tage andauert, wird als Hitzewelle bezeichnet. Wegen der Zufuhr von trockener Warmluft lösen sich trotzdem vorhandene Wolken schnell wieder auf.

Typisch ist auch der nur leichte oder fehlende Wind. Eine Hochdrucklage kann aufgrund der Stabilität längere Zeit andauern, sodass die Erwärmung immer grösser wird. Werden mehrere Tage über 30 °C Lufttemperatur gemessen, spricht man von einer Hitzewelle.

Während der Hitzewelle 2003 beispielsweise stieg die Temperatur der Station Grono (GR) am 11. August auf 41.5 °C. Infolge der trockenen, warmen Luft während einer Hitzewelle können für längere Zeit keine Niederschläge fallen. Dies kann zu Trockenheit oder gar Dürre führen. Pflanzen stellen dann ihr Wachstum ein und verdorren im schlimmsten Fall. Auf diese Weise können in der Landwirtschaft enorme Ernteeinbussen entstehen.

Blitze haben ihren Ursprung in Gewitterzellen, die mehrere Kilometer Durchmesser erreichen können. Im Zentrum der Gewitterzelle herrscht starker Aufwind, der für die Trennung in positive und negative Ladung sorgt. Die folgende elektrische Entladung ist der Blitz.

Die Gewitterzellen sind höchstens 30 Minuten aktiv und erzeugen während dieser Zeit etwa zwei bis drei Blitze pro Minute.
 Ein Blitz erzeugt an seiner Einschlagstelle Temperaturen bis zu 30'000 Grad. Wird ein Gebäude entzündet, breitet sich das Feuer explosionsartig aus.

Schlägt der Blitz in eine feuchte Mauer, verdampft das Wasser schlagartig. Kamine, Verputze und Mauersteine werden aufgesprengt. Die Explosion ist hörbar als harmloser Donner. Die starken Magnetfelder, welche ein Blitz entstehen lässt, verursachen eine Überspannung an Leitungen, elektrischen Apparaten und Geräten in einem grösseren Umfeld. Dies kann Schäden zur Folge haben.

Von Hochwasser oder Überschwemmung wird gesprochen, wenn Oberflächengewässer wie Seen, Flüsse oder Bäche infolge Schneeschmelze oder lokal intensiven oder grossräumig lang andauernden Regenfällen (Starkregen) anschwellen und das angrenzende Umfeld überfluten, Dämme, Uferbereiche oder Bauwerke unterspülen oder Geschiebe, Schlamm und Schwemmholz auf den überfluteten Flächen ablagern.

Die Überschwemmung verläuft je nach Topografie des Geländes und der Art des Ausbruchs aus dem Gerinne, d.h. dem Bett des Gewässers, unterschiedlich ab. Im flachen Gebiet und bei den Seen steigt das Wasser eher langsam an. Die Fliessgeschwindigkeiten sind relativ klein. In durchlässigen Böden (Kies, Sand) steigt mit dem Anstieg des Seespiegels leicht verzögert auch der Grundwasserspiegel.

Je steiler und enger das Gerinne, desto grösser wird die Geschwindigkeit des Wassers und desto höher ist die Gefahr von plötzlichen und heftigen Überschwemmungen.

Die Rutschung ist die Bewegung von Erd- und Felsmassen auf einer Gleitfläche (oberflächlich bis 2 m, mitteltief 2 bis 10 m, tief über 10 m). Unter Erdrutsch versteht man das Abgleiten von Gesteins- oder Erdmassen. Erdrutsche werden häufig durch starke Niederschläge, aber auch durch Erschütterungen, beispielsweise durch ein Erdbeben, ausgelöst.

Als Bergrutsch bezeichnet man das Abgleiten meist grösserer Teile einer Bergflanke durch geologische Instabilitäten. Je nachdem, wie der Erdrutsch ein Gebäude erfasst, können Risse im Mauerwerk entstehen, Wandpartien eingedrückt werden oder sogar einstürzen sowie Bauten verschüttet werden. Das Gebäude kann auf der gleitenden Schicht verschoben oder schief gestellt werden.

Bei den grösseren Murgängen in den Alpen werden Geschiebemengen von einigen 100'000 m3 talwärts transportiert. Kleine Murgänge weisen lediglich ein Geschiebevolumen von einigen hundert bis tausend Kubikmetern auf.

Es handelt sich um einen sehr gefährlichen Prozess, da die Fliessgeschwindigkeit von Murgängen in Gerinnen höher als bei Überschwemmungen ist und einen Bereich von 15 bis 20 m/s erreichen kann. Im Bereich flacherer Gefälle und seitlicher Ausbreitung verringert sich die Geschwindigkeit auf 2 bis 7 m/s.

Die Fliesshöhe des Murganges liegt in einem Bereich von rund 0.5 bis 3 m.
Gebäudeöffnungen wie Fenster und Türen stellen die markanteste Schwachstelle bei der Murgangeinwirkung dar. Solche Öffnungen bedürfen immer einer Verstärkung. Murgangseitige Eingänge sind zu vermeiden oder durch geeignete Massnahmen Gebäudeöffnungen wie Fenster permanent zu schützen.

Freies Fallen, Springen oder Rollen von einzelnen Steinen (bis 0,5 m grosse Steine) oder Blöcken (über 0,5 m grosse Blöcke) in steilem Gelände bezeichnet man als Stein- und Blockschlag.

Der plötzliche Absturz grosser (100 bis 100'000 Kubikmeter) bis sehr grosser (bis mehrere Millionen Kubikmeter) Gesteinspakete, die mehr oder weniger stark fragmentiert sind, bezeichnet man als Fels- bzw. Bergsturz.


Je nach der Grösse der bewegten Masse und der Fallhöhe können die Schäden an Gebäuden zwischen Dellen in Fassaden über das Durchschlagen von Dächern bis hin zum Zertrümmern und Verschütten reichen. Gebäudeöffnungen wie Fenster und Türen stellen die markanteste Schwachstelle bei der Steinschlageinwirkung dar.

Die gesamte Schnee- oder Eisdecke befindet sich ständig in einer langsamen, abwärtsgerichteten Kriechbewegung. Wird die Schnee- oder Eisdecke auseinander gerissen, z. B. durch geänderte Hangneigungen oder durch Erschütterungen, beispielsweise durch Tiere, Menschen oder Erdbeben, so kommt es zu einer plötzlichen und schnellen Loslösung.

Ist die Sturzbahn länger als 50 m, so spricht man von einer Lawine, ist sie kürzer als 50 m, so handelt es sich um einen Schneerutsch. Eine Fliesslawine stürzt mit Bodenkontakt fliessend oder gleitend ab. Nasse Fliesslawinen sind ca. 35 bis 70 km/h und trockene Fliesslawinen 70 bis 140 km/h schnell.

Eine Staublawine ist eine aufgewirbelte, stiebende Schneewolke mit einer Geschwindigkeit von ca. 100 bis 350 km/h.
Wenn die Schneemasse bzw. die Druckwelle einer Staublawine auf das Gebäude auftrifft, wird es gedrückt und kann sich je nach der Art des Drucks verformen. Die Einwirkung kann von einem Riss in der Wand über ein eingedrücktes Dach bis hin zur Verschiebung oder Zerstörung des Gebäudes reichen.

Das Erdbeben ist grundsätzlich kein versichertes Naturereignis. Die NSV hat sich jedoch mit 17 anderen kantonalen Gebäudeversicherungen im „Schweizerischen Pool für Erdbebendeckung“ zusammengeschlossen. Dieser Pool leistet Kulanzzahlungen bei schweren Erdbeben mit einer Stärke von VII. Die maximal verfügbare Summe ist auf CHF 2 Mrd. limitiert.

Übersteigt der schweizweite Schaden den Betrag von CHF 2 Mrd., werden die CHF 2 Mrd. proportional aufgeteilt. Der Selbstbehalt beträgt pro Ereignis und Gebäude 10 % des Versicherungswertes, mindestens jedoch CHF 50'000.–.

Das Erdbebenrisiko lässt sich durch gezielte Prävention vermindern. Hierzu gehört der erdbebensichere Neubau ebenso wie die Verbesserung der Erdbebensicherheit von bestehenden Bauten durch verhältnismässige Massnahmen. Grundlagen der Erdbebenprävention sind die SIA Tragwerksnormen (SIA 260ff) sowie das Merkblatt SIA 2018 (bis Inkrafttreten der Norm SIA 269/8, Erhaltung von Tragwerken - Erdbeben).

Mehr Informationen zum Thema Erdbeben unter Kanton Nidwalden (PDF) oder Bund (PDF).